Frauen* in Theater- und Medienberufen sind heute, so scheint es, sichtbarer und produktiver als je zuvor. Vorangetrieben wurde diese Entwicklung durch jahrhundertelange und noch immer andauernde Kämpfe um Gleichberechtigung von schreibenden und entwerfenden, schauspielenden und inszenierenden, filmenden, fotografierenden und organisierenden Frauen*. In diesem interdisziplinären Seminar wollen wir uns den Lebens- und Arbeitswegen solcher Frauen* zuwenden, indem wir uns auf Spurensuche in Berliner Archive begeben. Wessen Biographien verbergen sich hier? Was erzählen sie uns über die damalige, aber auch über unsere gegenwärtige Theater- und Medienlandschaft? Und wie können wir diese Biographien vor dem Hintergrund aktueller Forschungsansätze aus Theater- und Medienwissenschaft schreiben? Dabei fokussieren wir die einhundert Jahre zurückliegende Weimarer Republik, die sich durch eine äußerst produktive weibliche* Theater- und Medienkultur auszeichnet: Film und Rundfunk eröffneten neue künstlerische und technische Berufsfelder, aber auch die nun verstaatlichten bzw. kommunalisierten Theater veränderten die Arbeitsstrukturen nachhaltig.
Gemeinsam mit Studierenden der Theaterwissenschaft (Freie Universität Berlin) und der Medienwissenschaft (Humboldt-Universität zu Berlin) werden wir sowohl exemplarische Biographien bearbeiten als auch die historiographische Praxis des Biographierens selbst kritisch in den Blick nehmen. Wie lässt sich biographisches Forschen für die Medien- und Theaterwissenschaft produktiv machen? Welche Perspektivierungen entstehen dabei und wie sollten wir diese reflektieren? Mit welchen interdisziplinären Methoden können unterschiedliche Lebenswege und Werke gemeinsam erforscht werden? Und wie lassen sich gendertheoretische und biographisch-narrative Ansätze miteinander verknüpfen?
Das Seminar verbindet online-Formate, die eigenständige Gruppenarbeit an einem Biographie-Projekt und Präsenzsitzungen. Die Ergebnisse der Projektarbeit werden im Rahmen des Seminars sowie auf einem Workshop mit Nachwuchswissenschaftler*innen im Sommersemester 2021 präsentiert. Zudem ist eine Publikation der Forschungsergebnisse vorgesehen.
Literatur zur Einführung: Angela Steidele: Poetik der Biographie. Berlin: Matthes & Seitz, 2019.
- Kursverantwortliche/r: Lotte Schüßler