Kurseinschreibung

Gefühle, Stimmungen und Atmosphären wurden lange nicht in ihrem Eigensinn und in ihrer grundlegenden Bedeutung für Bildung, Lernen, Erziehung und Unterricht (an-)erkannt. Sie galten und gelten vielmehr als Widerpart zu Vernunft und Rationalität. Insbesondere in pädagogischen Zusammenhängen galten sie als Störung rationalitäts- und kompetenzzentrierter Bildung und Erziehung. Auch hier wurden sie bestenfalls übergangen. Meistens aber wurden sie in den Dienst einer vermeintlich höheren Vernunft, Rationalität oder Urteilskraft gestellt, diszipliniert und unterworfen.

Aber: Gefühle, Emotionen und Stimmungen sind in Prozessen und Praktiken des Lernens, des Erziehens, des Unterrichtens, der Bildung und Sozialisation omnipräsent. Neugier, Begeisterung, Überraschung oder Wut, Verzweiflung, Zorn, Enttäuschung, Angst, Neid, Scham, Eifersucht, Empörung sowie Liebe, Mitgefühl, Dankbarkeit gelten über alle Ansätze und Disziplinen hinweg als zentrale Momente einer lernenden und bildenden Erfahrung. Seit ca. 15 Jahren werden Emotionen im Zuge des sog. emotional turn als ‚vergessene Zusammenhänge' wiederentdeckt.

Wie werden Gefühle, Stimmungen und Atmosphären erlebt? Welche Qualitäten haben sie? Gibt es produktive Gefühle? Und in welchem Zusammenhang können sie zu Erfahrungen im Lernen, in Bildung und Erziehung stehen? Ausgehend von solch einfachen Fragen werden einige wichtige Schwerpunkte der Emotionsforschung angesprochen (etwa das Verhältnis zwischen Emotion, Kognition und Körper bzw. Leiblichkeit). Es wird nach dem Eigensinn von Gefühlen, nach den emotionalen und körperlichen „Praktiken“ sowie nach dem Unterschied zwischen Emotion, Stimmung und Atmosphäre gefragt. Weiterhin werden grundlegende Zusammenhänge zwischen Erziehung und Bildung einerseits und Emotion, Stimmung und Atmosphäre andererseits entwickelt.

Teilnahmevoraussetzung ist die Bereitschaft, Texte zu studieren und zu diskutieren, die eigenen Erfahrungen kritisch zu reflektieren und vertrauensvoll und respektvoll im Seminar miteinander umzugehen.


Semester: WiSe 2020/21
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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