Kurseinschreibung

Die Konfrontation mit dem Fremden zählt zu den zentralen Topoi der abend-ländischen Literatur. Dabei gilt von wenigen Ausnahmen abgesehen: Das Fremde ist immer das Andere. Konzipiert als asymmetrisches Gegenüber, dient es dazu, die Identität des Eigenen durch Mobilisieren starker Abgrenzungs-energien zu konstitutieren. Oft wird es wie in der griechischen Antike als „barbarisch“ klassifiziert und im „Ausland“ situiert: „Als aus der Heimat, aus Barbarenland, ich, Dich, Fluch, nach Hellas führte, dich, Verräterin, des Vaters und des Landes, das dich aufzog“. Euripides, der dies Iason, dem Griechen, in seiner Medea in den Mund legt, begründet mit dieser doppelten Konnotation des Fremden als archaisch-verführerischem und unzivilisierbar bedrohlichem Gegenbild zur eignen Kultur eine Argumentationsstrategie, die seither ungebro-chen existiert. Nicht nur, dass sie heute zu den Säulen sämtlicher neurechter Szenen gehört. Mehr oder weniger subtil und subkutan durchzieht sie auch eine Vielzahl literarischer und künstlerischer Werke des westlichen Kanons von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Das ist die These, die im SE im Dialog mit Edward Saids „Gründungsurkunde des Postkolonialismus“, Orientalism. Western Conception of the Orient, an exemplarisch ausgewählten Texten und Artefakten überprüft und verifiziert oder falsifiziert werden soll. Wobei es neben einer kritischen Re-Lektüre vermeintlich bekannter und vertrauter Texte, Filme, Bauwerke auch darum geht, der aktuellen Fremdenfeindlichkeit diskursiv, mit den Mitteln der Literaturwissenschaft, zu begegnen.

Semester: SoSe 2020
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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