Unser heutiges Wort ‚Familie‘ stammt vom lateinischen Ausdruck familia – und doch verstanden die Menschen im alten Rom darunter etwas ganz anderes als heutige Zeitgenossen. Die familia umfasste nicht nur die Lebensgemeinschaft der Eheleute und ihrer Kinder, sondern auch die Sklaven, Tiere und Besitztümer eines Haushalts. Außerdem konnte familia die agnatische Verwandschaftsgruppe bezeichnen oder die Sklaven einer Gesellschaft von Steuerpächtern. Der Umfang und die Vieldeutigkeit des Begriffs spiegeln die Unterschiede zwischen moderner und antiker Gesellschaft wider. Zugleich verweisen sie auf die herausragende Bedeutung von Haushalt und Verwandtschaft für Wirtschaft, Erziehung, Religion und Politik im antiken Rom. Die Auseinandersetzung mit Haushalt und Verwandtschaft ist deshalb zugleich eine Einführung in die Geschichte der römischen Republik (509–27 v. Chr.) und ihrer Quellen.
Im Seminar werden wir uns mit historisch-anthropologischen und sozialhistorischen Zugängen zum Thema Haushalt und Verwandtschaft auseinandersetzen und dabei die wichtigsten Quellengattungen und Forschungsmethoden der Alten Geschichte kennenlernen. Der Fokus liegt dabei auf dem Erlernen kritischer Textlektüre und der eigenständigen Arbeit mit Primärquellen.
- Kursverantwortliche/r: Moritz Hinsch