Kurseinschreibung

Mit seiner mehr als sechshundertjährigen Geschichte und seinen umfangreichen Besitzungen auf dem europäischen Kontinent hat das Osmanische Reich die Geschichte Europas maßgeblich geprägt. Dabei betonte die zeitgenössische europäische Darstellung den religiösen Gegensatz zwischen „muslimischen Türken“ und „christlichen Europäern“, der eine Vielzahl kriegerischer Auseinandersetzungen legitimierte. Erinnert sei hier beispielhaft an die beiden osmanischen Belagerungen Wiens in den Jahren 1529 und 1683 sowie den „christlichen“ Sieg in der Seeschlacht von Lepanto (1571). Alle drei Ereignisse werden auch heute noch häufig von Islamgegnern angeführt, die eine Fundamentalgegnerschaft zwischen „dem Islam“ und „dem Westen“ postulieren. Doch lassen sich weder der religiöse und kulturelle Charakter des Reiches auf die Religion seiner muslimischen Eliten, noch dessen Verhältnis zu seinen europäischen Nachbarn auf das Bild einer erbitterten Feindschaft reduzieren.

In diesem Seminar werden wir ausgehend von ausgewählten europäischen Quellen die Außenwahrnehmung dieses Weltreiches vor dem Hintergrund aktueller Forschungen zur osmanischen Geschichte kritisch hinterfragen. Im Verlauf des Kurses werden wir unter anderem Regierung und Gesellschaft des Osmanischen Reiches sowie die politischen, diplomatischen und religiösen Beziehungen der sogenannten Hohen Pforte mit ihren Nachbarn beleuchten. Der zeitliche Fokus liegt dabei auf dem 16. Jahrhundert, das gemeinhin als „Blütezeit“ des Osmanischen Reiches gilt. Vor diesem Hintergrund bietet das Seminar die Gelegenheit, die Grundfertigkeiten geschichtswissenschaftlicher Arbeit einzuüben.

Die Bereitschaft, englischsprachige Sekundärliteratur und Quellen zu bearbeiten, ist Voraussetzung für die Teilnahme.

Semester: SoSe 2020
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