In Bildern politisch motivierter Gewalt finden wir oftmals ähnliche
Verbreitungs- und Rezeptionsmuster. Ein in diesem Kontext
gesellschaftlich relevanter Aspekt ist die Frage danach, auf welche
Bildmuster in einer solchen Ausnahmesituation zurückgegriffen wird.
Welche Rollenvorstellungen werden bisweilen aus dem Entstehungskontext
heraustransportiert und in den Rezeptionskontext hineingetragen?
Der
Gewaltbegriff ist nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in
wissenschaftlichen Diskursen mehrheitlich männlich konnotiert. In
Bildern der Gewalt erscheint der Mann oftmals als aktiver, kämpferischer
Akteur, während Frauen in Krisenmomenten in einem häuslichen bzw.
pflegenden Kontext verortet werden. Wenn Frauen aktiv Gewalt ausüben,
verlangt ein solches Rollenverständnis nach neuen Erklärungen, deren
Muster in der Literatur bereits offengelegt wurden. Dabei laufen binäre
feministische Argumentationen Gefahr in das andere Extrem zu fallen, in
dem sie Gewalttäterinnen herausstellen und sie isoliert - bis hin zur
Heroisierung - betrachten. Diesen Umstand wollen wir kritisch
hinterfragen und überlegen, wie man einen anderen Blick auf politisch
motivierte Gewalt werfen kann und welche Gegenstrategien sich zur
geschlechterspezifischen Thematisierung von Gewalt entwickeln lassen.
In
diesem Wintersemester soll mit der Frage begonnen werden, wie
Geschlecht im Diskurs über politisch motivierte Gewalt konstruiert wird
und somit die Basis für dieses Vorhaben erarbeitet werden. Bilder werden
hierbei im weitesten Sinn als etwas verstanden, in dem sich
Vorstellungen von Gewalt und Geschlecht manifestieren. Bilder können
dabei auch entgegen der Intention der Aufnehmenden beziehungsweise
Verbreitenden wirken. Aus diesem Grund werden ebenso der
Entstehungskontext, die bewusste und unbewusste Verbreitung, sowie die
Rezeption berücksichtigt und untersucht werden.
Aufbauend möchten wir
im kommenden Sommersemester das erarbeitete Wissen nutzen, um aktiv
Gegenstrategien zu bestehenden Konstruktionen von Geschlecht im Kontext
von Gewalt zu entwickeln. Mit einer Veröffentlichung dieser neuen
Ansätze hoffen wir, für das Thema zu sensibilisieren und Forscher*innen
sowie Journalist*innen einen Denkanstoß zu den aktuell vorherrschenden
Geschlechterbildern im Kontext politisch motivierter Gewalt zu geben.
Das Seminar ist offen für interessierte Studierende aller Fachrichtungen.
- Kursverantwortliche/r: Leonie Rösler