Kurseinschreibung

Viele Filme erzählen vom Krieg. Mal wird er in schonungsloser Direktheit gezeigt, sodass sich der Zuschauer fast als Teil der Schlacht wähnt – wie beispielsweise in der Landungssequenz im Film SAVING PRIVATE RYAN. Mal ist Krieg lediglich eine Art unsichtbare Hintergrundfolie für den Film, wie der Vietnamkrieg in HAIR: ein abwesendes Ereignis, das aber sichtbare Auswirkungen auf die Figuren hat und ihr Handeln motivieren kann. Dennoch sprechen wir im Falle von SAVING PRIVATE RYAN von einem Kriegsfilm, HAIR hingegen bezeichnen wir als Musical. Nicht jeder Film, in dem Krieg eine zentrale Rolle spielt, ist demnach dem Genre Kriegsfilm zuzurechnen. Wann ist Krieg also ein Genre?

Bereits 1918 drehte Charlie Chaplin die Kriegsparodie SHOULDER ARMS. Parodien sind ein Zeichen dafür, dass sich die Darstellungskonventionen eines Genres etabliert haben, denn nur wenn sich Genrekonventionen als sozial geteiltes Wissen bzw. als ‚Wahrnehmungsvertrag‘ konsolidiert haben, können sie parodiert und die Parodie als solche verstanden werden. Gleichzeitig verfestigt die Parodie die Vorstellung vom Genre, da die Überzeichnung der Genreregeln (und somit auch ihre Ausstellung als Klischees) deren genreprägende Kraft offenlegt bzw. diese Konventionen als genrekonstituierend konstruiert. So betonen Thomas Klein, Marcus Stiglegger und Bodo Traber: „Chaplins Film enthält dramaturgische Elemente, die konstitutiv für den Kriegsfilm werden sollten: die Ausbildung zum Soldaten, der Stellungs- und Grabenkrieg.“ (Klein et al. 2007: 15f.) Dabei zeigt bereits SHOULDER ARMS, „dass es sowohl übergreifende Standards und Motive gibt (Ausbildung), als auch speziell für einen bestimmten Krieg geltende (Schützengraben)“ (Klein et al. 2007: 16). In diesem Sinne formt jeder Krieg seinen Kriegsfilm.

Das Seminar befasst sich mit dem Kriegsfilm als Genre; historisch, ästhetisch und inhaltlich. Ziel ist es, den Studierenden ein Verständnis für die filmwissenschaftliche Genreanalyse zu vermitteln.

 

Literatur

Elsaesser, Thomas und Michael Wedel (2018): Körper, Tod und Technik: Metamorphosen des Kriegsfilms. Konstanz: Konstanz University Press

Jacob, Frank (Hrsg.) (2022): War in Film: Semiotics and Conflict Related Sign Constructions on the Screen. Marburg: Büchner.

Kappelhoff, Hermann; Gaertner, David und Cilli Pogodda (Hrsg.) (2013): Mobilisierung der Sinne: Der Hollywood-Kriegsfilm zwischen Genrekino und Historie. Berlin: Vorwerk 8.

Klein, Thomas; Stiglegger, Marcus und Bodo Traber (2007): „Motive und Genese des Kriegsfilms. Ein Versuch.“ In: Heller, Heinz-B.; Röwekamp, Burkhard und Matthias Steinle (Hrsg.): All Quiet on the Genre Front? Zur Praxis und Theorie des Kriegsfilms. Marburg: Schüren, S. 14-26.

Röwekamp, Burkhard (2011): Antikriegsfilm. Zur Ästhetik, Geschichte und Theorie einer filmhistorischen Praxis. München: edition text + kritik.


Semester: WiSe 2024/25
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