Kurseinschreibung

Seit den 2010er Jahren haben „Performance-Ausstellungen“ in Museen an Konjunktur gewonnen. Die Kunsthistorikerin Claire Bishop spekuliert, dass die Beliebtheit der Live-Performance in Kunstinstitutionen eng mit der Einführung einer Technologie verknüpft ist, die aus unserem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken ist: dem Smartphone (Bishop 2018). Zugleich wird die Entstehung der Performancekunst in den 1960er und 1970er Jahren mit einem geradezu gegenteiligen Versprechen verbunden: Zeichnet sich eine „Ästhetik des Performativen“ nicht gerade dadurch aus, eine unmittelbare – und in diesem Sinne auch unvermittelbare – ästhetische Erfahrung zu eröffnen (Fischer-Lichte 2004)? 

In diesem Seminar untersuchen wir das historische Spannungsfeld zwischen Performancekunst und Formen ihrer Medialisierung von den 1970er Jahren bis heute. Es soll diskutiert werden, ob das politische Potenzial von Performance u. a. darin besteht, sich seiner Reproduzierbarkeit zu entziehen (Phelan 1993), oder: inwiefern ‚Liveness‘ immer nur in Bezug zu den medialen Konstellationen und Bedingungen zu bestimmen ist (Auslander 2008, Jones 1993). Anhand von Einzelanalysen widmet sich das Seminar den Formen und Medien der Performancedokumentation (insbes. Fotografie, Film, Video) sowie den künstlerischen Strategien ihrer Verschränkung, Verbreitung bzw. Verweigerung. Das Seminar versteht sich als eine Einführung in die Performancekunst und ihren methodischen Herausforderungen für die Kunstgeschichte.

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Anwesenheit in der ersten Seminarsitzung, die Bereitschaft zu regelmäßigen theoretischen Lektüren sowie die Übernahme eines Referats. Zusätzlich zu den wöchentlichen Seminarsitzungen sind zwei Ausstellungsbesuche jeweils an einem Freitagnachmittag geplant, deren Termine noch bekannt gegeben werden. 

Einführende Literatur:

Philip Auslander, Liveness. Performance in a Mediatized Culture, London 2008; Claire Bishop, „Black Box, White Cube, Gray Zone: Dance Exhibitions and Audience Attention“, in: The Drama Review, 62/2, S. 22-42; Barbara Clausen (Hg.), After the Act. Die (Re-)Präsentation der Performance-Kunst, Nürnberg 2005; Burcu Dogramaci, Fotografie der Performance: Live Art im Zeitalter ihrer Reproduzierbarkeit, Boston 2018; Erika Fischer-Lichte, Ästhetik des Performativen, Frankfurt a. M 2004; Amelia Jones, „‚Presence‘ in Absentia. Experiencing Performance as Documentation“, in: Art Journal, Vol. 56 Nr. 4, 1997, S. 11-18; Adrian Heathfield/Amelia Jones (Hg.), Perform, Repeat, Record. Live Art in History, Bristol 2012; Peggy Phelan, Unmarked. The Politics of Performance, London/NewYork 1993.

Semester: WiSe 2024/25
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)