Eine mittelalterliche Kirche war für den christlichen Teil der Bevölkerung Europas ein heiliger Ort. Durch die Kirchenweihe wurde der Raum abgesondert von der profanen Welt. Er wurde zu einem Ort, an dem die göttliche Macht in Beziehung mit den Menschen kam. In diesem Seminar untersuchen wir die großen skulptierten Ensembles, die ab dem 12. Jahrhundert die Schwelle zwischen der profanen und der heiligen Welt gekennzeichnet haben.
Diese zeigen im 12. Jahrhundert eine große Vielfalt; von der dichten „overall“ Fassade in Angoulême zum Trumeau-Portal von Vézelay, vom antikisierenden Triumph-Bogen in Saint-Gilles-du-Gard zu den Inkunabeln der „Gotik“ in Saint-Denis oder Paris. (In der Veranstaltung werden vor allem Beispiele aus dem heutigem Frankreich, aber auch einige der iberischen Halbinsel sowie der Kreuzfahrerstaaten betrachtet.) Ziel des Seminars ist es, die verschiedenen Gestaltungstypen sowie das Phänomen Portalskulptur anhand der Forschungsliteratur zu untersuchen.
Wen adressierten diese teilweise riesigen und komplexen Ensembles? Für welchen Gebrauchskontext wurden sie gedacht? (Wie) Spiegeln sie die sich verändernde Idee der Kirche als Institution wider? Wie können sie in ihrem lokalen Kontext, aber auch im europaweiten Wandel des 12. Jahrhunderts verstanden werden?
- Kursverantwortliche/r: Juliette Calvarin