Kurseinschreibung

Kerker der Seele – dem christlichen Mittelalter unterstellt man gemeinhin eine Feindlichkeit gegenüber dem menschlichen Körper, seinen Bedürfnissen und Verlockungen. Doch so wenig es ‚das‘ Mittelalter gibt, so fragwürdig ist die Vorstellung von ‚dem mittelalterlichen‘ Körperverständnis. Schon die grundlegende Auffassung von der Beschaffenheit von Körper und Seele wurde vom 4. bis zum 16. Jahrhundert kontrovers diskutiert, ohne dass sich jemals ein Konsens ergab. Als Schöpfungswerk Gottes besitzt der Mensch eine leibliche Schönheit, die nicht gleich zu verteufeln ist. Zudem ist die Beschaffenheit des Kosmos auf jene des menschlichen Körpers abgestimmt. Beide gehen als Makro- und Mikrokosmos eine untrennbare Verbindung ein. Zweifellos aber macht der Körper dem Menschen das Leben schwer. Er bedarf der Fürsorge und Pflege; ist ein Hort des Lasters; wird zum Gegenstand von Normen und Idealen; macht Fragen nach geschlechtlicher Identität virulent. Entsprechend sind auch die bildlichen Darstellungen heterogen, ambivalent und widersprüchlich. Die thematisch strukturierte Vorlesung wird ein Panorama von Körperbildern eröffnen. Sie ist dabei nicht als Illustration der Kulturgeschichte aufzufassen, sondern fragt nach der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Körper, dessen Bildlichkeit und der Wirkmacht der – ihrerseits körperhaften – Bildwerke.

Semester: WiSe 2024/25
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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