Walter Benjamin hatte seine Thesen Über den Begriff der Geschichte als eine Art Vermächtnis gesehen. Er zielt mit diesem Text auf einen radikalen Bruch mit den überkommenen und zeitgenössischen Geschichtskonzeptionen, darunter denen des Historismus und des traditionellen Marxismus. Seit den 1970er Jahren hat sich eine intensive Diskussion um diesen vielschichtigen Text entwickelt, der längst zu den kanonischen Texten der Kulturwissenschaft zählt. In dem Seminar soll dieser Text These für These einer genauen Lektüre und Interpretation unterzogen werden. Das Lektüreinteresse liegt unter anderem in der Analyse des Zusammenhangs von Darstellungsverfahren und erkenntniskritischem Einsatz, in der Erschließung der vielfältigen Sinnschichten, intertextuellen Bezüge und Denkmotive sowie in der Erfassung historischer Indizes des Textes selbst, der als wirkungsgeschichtlich einflussreich gewordenes Dokument auch auf seine Historizität und mögliche Aktualität befragt werden soll.
- Kursverantwortliche/r: Falko Schmieder