Die auf den Bänden der Romanserie A Song of Ice and Fire von G.R.R. Martin basierende HBO Hit-Serie Game of Thrones faszinierte Zuschauer*innen auf der ganzen Welt mit einer epischen Handlung, in deren Zentrum der Kampf um die politische Vormacht in einem pseudo-mittelalterlichen Phantasie-Reich namens Westeros steht, der in skrupellosen Verhandlungen, hinterhältigen Intrigen, mit knallharter Heiratspolitik, religiösem Fanatismus und nicht zuletzt durch blutige kriegerische Auseinandersetzungen ausgefochten wird. In ihrer Fokussierung auf die Figuren der Herrschenden stellte die Serie damit immer wieder die Frage nach der Funktion und den verschiedenen Weisen der Erlangung, Ausübung und Festigung von politischer Macht unter den Bedingungen einer fiktiven Feudalgesellschaft. Der Autor der Romanvorlage machte nie ein Geheimnis daraus, dass nicht allein die europäische fantasy-Literatur und historische Ereignisse, sondern vor allem auch Texte der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Literatur Italiens viele der Figuren und Handlungsstränge inspirierten – und dabei handelt es sich durchweg um Texte, die in einer und für eine reale Feudalgesellschaft bereits die gleichen Fragen verhandeln: Wie lässt sich Macht erlangen, erhalten, festigen und/oder ausbauen? Warum verlieren Herrscher Macht? Wie funktioniert Herrschaft – und wie gelingt sie am effektivsten? Gibt es Regeln, die den Erfolg im Machtspiel um Throne, Titel und Land garantieren?
Im Seminar werden wir eine Reihe dieser Texte in Ausschnitten lesen und sie vor dem Hintergrund der politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten ihrer Entstehungszeit auf ihre Darstellung der Figur des Herrschers bzw. der Herrscherin hin untersuchen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf den Zusammenhang von literarischen Darstellungsverfahren und der zeitgenössischen philosophisch-theoretischen Konzeptionalisierung von politischer Herrschaft und ihrer Regelhaftigkeit gerichtet werden. Das Seminar ermöglicht so nicht allein einen Blick auf ein „Game of Thrones“, bevor es zu fantasy wurde, sondern befähigt zur Analyse von kulturspezifischen politischen Konzepten und von deren Verhandlungen und Gestaltungen in literarischen Texten verschiedener Genres.
- Kursverantwortliche/r: Ulrike Diederichsen
- Kursverantwortliche/r: Piera Fontana
- Kursverantwortliche/r: Gloria Fumagalli
- Kursverantwortliche/r: Dr. Esther Schomacher
- Kursverantwortliche/r: Mantrika Lalena Shukla
- Kursverantwortliche/r: Lena Wetzel