Der Begriff der Infrastruktur hat in den Medienwissenschaft in den letzten Jahren eine Konjunktur erfahren, einige Wissenschaftler:innen sprechen sogar vom „Infrastrukturalismus“ als einem an den Strukturalismus und Poststrukturalismus anschließenden wissenschaftlichen Programm. Dieser Umstand vermag aus medienwissenschaftlicher Sicht zunächst kaum zu überraschen, bilden Infrastrukturen doch schon immer die strukturellen und materiellen Möglichkeitsbedingungen von Kommunikation. Tatsächlich stellt das Interesse der Medienwissenschaft an „Infrastruktur“ als Gegenstand und Begriff ein relativ junges Phänomen dar – noch vor einem Jahrzehnt war es z.B. eher üblich, von Mediensystemen anstatt von Medieninfrastrukturen zu sprechen. Worin besteht also das Versprechen bzw. der theoretisch-methodische Mehrwert des Begriffs gerade für die aktuelle medienwissenschaftliche Forschung? Was umfasst der Begriff „Infrastruktur“ genau und wo liegen seine Grenzen? Was bedeutet es, Medien aus infrastruktureller Perspektive zu untersuchen und welche Gegenstände und Zusammenhänge rückt eine solche Perspektive in den Blick? Das Seminar verfolgt die Geschichte des Infrastrukturkonzepts von einer Akteurskategorie im Sinne eines im öffentlichen Diskurs verwendeten Schlagworts zu einem analytischen Begriff der Geistes- und Sozialwissenschaften und zielt darauf ab, anhand von einschlägigen theoretischen Texten und Fallstudien zur Infrastrukturforschung und -theorie aus der Medienwissenschaft und angrenzenden Disziplinen (darunter der Geschichte, der Wissenschafts- und Technikforschung, der Soziologie, der Anthropologie, den Urban Studies und den Literaturwissenschaften) Sichtweisen, Ansätze und Werkzeuge für eine zeitgemäße kritische Medienforschung bereit zu stellen.
- Kursverantwortliche/r: Tobias Lemme
- Kursverantwortliche/r: Sabine Mittermeier
- Kursverantwortliche/r: Axel Volmar