Theorien zur Essenz haben in der zeitgenössischen analytischen Philosophie eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Sie haben verschiedene Debatten in der Metaphysik stark geprägt, darunter diejenige über Modalitäten. Diese Wiederbelebung des Themas verbindet aktuelle Forschung mit älteren Diskursen, da Essenzen in der westlichen Philosophie seit Platon diskutiert werden. Eine Epoche, die sich intensiv mit Essenzen beschäftigte, ist das Mittelalter. Unter dem Einfluss nicht so sehr von Platon, sondern von Aristoteles, haben mittelalterliche Philosophen das Thema der Essenz in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Sie haben sich unter anderem Fragen gestellt zur Differenz zwischen Essenz und Existenz sowie zum ontologischen Status von Essenzen. Dieses Seminar zielt darauf ab, mittelalterliche und zeitgenössische Theorien der Essenz in Diskussion zu bringen, um die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen diesen beiden Perioden zu identifizieren und auch den möglichen Beitrag des Mittelalters zu aktuellen Debatten zu evaluieren. Es werden ausgewählte Texte aus der arabischen und (hauptsächlich) lateinischen mittelalterlichen Philosophie sowie eine Reihe zeitgenössischer Beiträge über Essenzen gelesen. Verschiedene Themen, die einen fruchtbaren Vergleich zwischen beiden Perioden versprechen, werden untersucht, darunter das Verhältnis zwischen Essenz und Existenz, der ontologische Status von Essenzen, Essenz und Definition sowie Essenz und Notwendigkeit.
- Kursverantwortliche/r: Hamid Taieb