Wir beobachten derzeit eine fundamentale Transformation unserer
Ökonomie. Das Zeitalter einer selbstläufigen Globalisierung scheint
vorübergegangen. Verteilungsfragen sind mit neuer Intensität
zurückgekehrt. Durch Krieg und Klimawandel könnte sich das Verhältnis
von Markt und Staat auf Dauer grundlegend verändern. Was hat das mit dem
Verfassungsrecht zu tun? Auf den ersten Blick wenig, gerade in
Deutschland. Nach einer verbreiteten Vorstellung ist das Grundgesetz
nämlich selbst keine Wirtschaftsverfassung, sondern
„wirtschaftspolitisch neutral“. Es verpflichtet politisches Handeln
weder auf ein ordoliberales Wettbewerbsmodell noch auf eine
keynesianische Nachfragepolitik. In diesem Seminar wollen wir jene
Annahmen grundsätzlich hinterfragen. Worin besteht der Zusammenhang
zwischen der politischen Ökonomie der Bundesrepublik und dem
Verfassungsrecht des Grundgesetzes? Wie interagieren normative Formen
des Verfassungsrechts und das ökonomische Modell der Bundesrepublik im
europäischen Binnenmarkt?
- Kursverantwortliche/r: Christian Neumeier