Theokrit wurde lange Zeit vor allem als Begründer der Bukolik
betrachtet, erst in jüngster Zeit ist der Facettenreichtum seines
poetischen Oeuvres angemessen gewürdigt worden. Mit seinen
hellenistischen Dichterkollegen bildet Theokrit so etwas wie die erste
„Moderne“ der europäischen Literaturgeschichte, insofern sie bewusst auf
frühere Literaturepochen zurückblicken und sich von diesen abheben. Die
Literatur ist nicht mehr polis-bezogen, sondern
‚international‘ geworden, die sozialen Verhältnisse neigen zur höfischen
Kultur mit den entsprechenden Patronatsverhältnissen, auch die
Buchkultur ist fest etabliert; der Syrakusaner Theokrit agiert zwischen
Heimat, Kos, Milet und Alexandria, experimentiert mit literarischen
Genera, erfindet die Bukolik und mit der ‚Spindel‘ das Dinggedicht, und
schreibt mit der ‚Syrinx‘, falls von ihm verfasst, eines der ersten
Figurengedichte, die das graphische Layout eines Textes thematisieren.
Theokrit steht dabei im Dialog mit seinen Zeitgenossen und kennt
natürlich die Tradition: Ein ganzes literarisches Laboratorium ist zu
erforschen.
Nähere Hinweise und Materialien sind ab Anfang Oktober über Moodle zugänglich.
Zur Übermittlung des Passwortes bitte ich um elektronische Voranmeldung unter: thomas.poiss@hu-berlin.de.
Text: Bucolici graeci, rec. A. S. F. Gow, Oxford
1952 (zahlreiche Nachdrucke); Theocritus quique feruntur Bucolici
Graeci, ed. C. Gallavotti, 3. Aufl., Rom 1993 (besser, aber schwerer
erhältlich).
Literatur: P. Kyriakou, E. Sistakou, A. Rengakos (eds.), Brill's Companion to Theocritus, Leiden-Boston 2021.
- Kursverantwortliche/r: Thomas Poiss