Ultramoderne – Robert Smithson im Kontext

Fünfzig Jahre nach dem Tod des US-amerikanischen Künstlers Robert Smithson ergeben sich neue Fragen und Perspektiven zu seinem Werk und dessen zeitgenössischen Kontext. Aus der zeitlichen Distanz wird neben der künstlerischen Position mithin auch ihre Wirkungsgeschichte als historisches Phänomen greifbar, das es neu in Blick zu nehmen lohnt. Als “poster boy der amerikanischen Postmoderne“ avancierte der Künstler besonders im Kreis der sogenannten Octoberists um Rosalind E. Krauss und Craig Owens zum ikonischen Vertreter einer neuen Kunstpraxis, die als „erweitertes Feld“ an den räumlichen, institutionellen und konzeptuellen Außengrenzen der Kunst abgesteckt wurde.
Das aktuelle Jubiläum gibt Anlass, diese kanonisierten Deutungsmuster mitsamt der umfangreichen Künstlertheorie in den Blick zu nehmen und an den Werken selbst kritisch zu überprüfen. Smithsons OEuvre lässt sich in seinen Widersprüchen, Brüchen und Kontinuitäten als Exempel der US-amerikanischen Kunst der 1960er und 70er Jahre verstehen. Wie in einem Kristall schillern und brechen sich darin zentrale Debatten über die Funktion, Aufgabe und Bedingung des Kunstwerks. Im Rahmen eines Lektüreseminars sollen zentrale Essays des Künstlers einschlägigen Texten der spät- und postmodernen Theoriebildung

gegenübergestellt werden. Ziel wird es sein, ein Grundverständnis für die diskursiven Zusammenhänge der Kunsttheorie und -kritik in dieser Umbruchszeit zu gewinnen. Darüber hinaus sollen die Studierenden für die kritische Reflexion der Texte sensibilisiert werden, um einen eigenen Blick auf Smithsons vielfältiges OEuvre abseits seiner Eigenkommentierung zu gewinnen. Die konkrete Auseinandersetzung mit dem Werk soll dabei als jeweiliger Ausgangspunkt und Korrektiv einer kritischen Reflexion kanonisch gewordener Deutungsmuster im Spannungsfeld von Moderne und Postmoderne fungieren.