Kurseinschreibung

Unter dem Begriff "Apokalypse" steuern Welt- und Geschichtsbilder die Dimensionen des Endes – auch ihres eigenen – an. Mit dem, was sie "enthüllend" zu zeigen und zu sagen haben, decken sie ihre eigenen ethischen, ökonomischen, politischen, sozialen und ökologischen Bedingungen auf. Sie geben ihnen in Schrift und Bild, poetisch und exegetisch die Form einer Darstellung von Erinnerungen, Vergegenwärtigungen und Erwartungen. Damit erzeugen sie eine Paradoxie: Durch die Annahme eines ultimativen Punktes, in den Welt- und Lebenszeit kollabieren und verschwinden, erzeugen sie das Intervall einer "Zeit, die bleibt" und deren Endzeitlichkeit fordert, imaginär und operativ gefüllt zu werden, um die eschata, "letzten Dinge" (in der christlichen Tradition: Tod – Gericht – Himmel – Hölle) gedrängt zu verhandeln.
Das SE möchte sich jenen Darstellungen gedrängter, andrängender Endzeit widmen, ausgehend zunächst von einer Lektüre der Johannes-Apokalypse und ihrer mittelalterlichen Kommentierung (mit Schwerpunkt auf dem mhd. Apokalypse-Kommentar Heinrichs von Hesler und verwandten apokryphen Adaptationen. Darüber hinaus sollen auch mediale Aspekte des Themas in den Blick genommen werden: theatrale Umsetzungen vom 'Ludus de Antichristo' bis zu Weltgerichtsspielen, bildliche Adaptationen (wie das Antichrist-Fenster oder Antichrist-Zyklen in Handschriftenminiaturen und Druckzyklen (wie Sebastian Brants 'Narrenschiff', Dürers Apokalypse). In einem dritten Abschnitt des Programms sollen moderne Neuauflagen der Apokalypse in politischer Theologie und in Verschwörungstheorien sowie in filmischen Bearbeitungen betrachtet werden, um die Implikationen der Denkform "Apokalypse" zu entfalten.

Semester: WiSe 2023/24
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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