Ob im weinenden Saeculum der Aufklärungszeit, bei Ritualen und Trauerklagen auf allen Kontinenten oder in nostalgisch aufgeladenen Genres wie dem portugiesischen Fado oder japanischen Enka-Balladen – Heulen, Wimmern und Schluchzen, die bei Säuglingen der Sprachentwicklung vorausgehen, besetzen durch ihren non-verbalen Charakter und die Variabilität der Tonhöhe innerhalb des „music-language continuum“ eine vielfältige Zwischenzone: „Crying arises to what speech cannot contain” (J. Katz) und „als Weinender wie als Singender geht [der Mensch] in die entfremdete Wirklichkeit ein” (Th. W. Adorno). Das Seminar theoretisiert die transkulturell evidente Relation von Musik und Weinen im Kontext aktueller Debatten zur Erforschung musikalischer Emotionalität: Im Zuge des „Affective turn“ wird eine radikale Unterscheidung sprachlich fundierter Emotion und prädiskursiv-körperlicher Affekten propagiert, während empirisch und kulturalistische Forschungsrichtungen über ihre transkulturelle Vermittelbarkeit streiten.
- Kursverantwortliche/r: Tobias Robert Klein