Kurseinschreibung

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Musikalische Praxen sind ein Effekt komplexer Vermittlungen (englisch mediation ) auf der klanglichen, technischen, ästhetischen und soziologischen Ebene. In Fortführung des Versuchs, die im musikalischen Material angelegten Vermittlung gesellschaftlicher Verhältnisse zu dechiffrieren (Adorno) widmen sich aktuelle Theorien darüber hinaus auch der Einbettung in Akteur-Netzwerk- Beziehungen und der Rolle von Intermediären, die an der Vermittlung und an einer je neuen Zusammenfügung des Sozialen, die Musik leistet, beteiligt sind.

Das Seminar diskutiert die Ausgangspunkte und Motivationen dieser weit reichenden methodischen Neuorientierung. Es wird gezeigt, wie mittels Mediations- und Akteur-Netzwerk-Theorien die komplexen Funktionszusammenhänge musikalischer Situationen analytisch erschlossen werden können, also die Synchronisation von ästhetischen Erwartungen und Erfahrungen, musikalische Expertisen, Technologien (Instrumente, Apparate, Medien), Akteurinnen und Akteuren mit unterschiedlichen Rollen, von Institutionen, juristisch-technischen Zugangsregelungen, Objekt- und Subjektpositionen beschrieben werden kann. Musik tritt als Anlass für Interaktionen hervor.

Darüber hinaus kommen post-strukturalistische und rhizomatische Wissenskonzepte zur Sprache. Sie verstehen Musik als Folge heterogener Ereignisse, denen kein Plan zugrunde liegt, als Modus der Produktion von Zäsuren und Differenzen und damit nicht mehr als Instanz der Erzeugung positiven Sinns.

Literatur:
Baecker, Dirk, „Kopfhörer: für eine Kognitionstheorie der Musik“, in: Soundcultures: über elektronische und digitale Musik , hrsg. von Marcus S. Kleiner und Achim Szepanski, Frankfurt/M. 2003, S. 137-151.
Paddison, Max, “Die vermittelte Unmittelbarkeit der Musik: Zum Vermittlungsbegriff in der Adornoschen Musikästhetik“, in: Becker, Alexander und Matthias Vogel (Hrsg.), Musikalischer Sinn. Beiträge zu einer Philosophie der Musik , Frankfurt/M. 2007, S.175-236. Brabec de Moric, Bernd und Martin Winter (Hrsg.), Auditive Wissenskulturen: Das Wissen klanglicher Praxis , Wiesbaden 2018. Morat, Daniel und Hansjakob Ziemer (Hrsg.), Handbuch Sound: Geschichte – Begriffe – Ansätze , Stuttgart 2018.
Born, Georgina & Andrew Barry (2018) , “Music, Mediation Theories and Actor-Network Theory”, in: Contemporary Music Review , 37:5-6, 443-487, DOI: 10.1080/07494467.2018.1578107
Born, Georgina “On Musical Mediation: Ontology, Technology and Creativity” in : Twentieth Century Music 2 (1) 2005, pp. 7–36. Hennion, Antoine, “Music and Mediation: Toward a New Sociology of Music”, in The Cultural Study of Music: A Critical Introduction , edited by M. Clayton, T. Herbert, and R. Middleton, London 2003, pp. 80-91.
Piekut, Benjamin, “Actor-Networks in Music History: Clarifications and Critiques”, in: Twentieth Century Music 11 (2) 2014, pp. 191–215.


Semester: SoSe 2023
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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