2020 wurde in einem Katalog die Frage prominent aufgeworfen: «Warum gibt es in der ukrainischen Kunst große Künstlerinnen?» Es handelt sich dabei um eine Paraphrase der berühmten, von Linda Nochlin bereits 1971 formulierten Kritik an der maskulinen Entwicklung der Kunstgeschichtsschreibung («Why Have There Been No Great Women Artists?»). Blättert man Ausstellungskataloge und Überblickswerke zur Kunst des 20. Jh., fällt der Anteil von weiblichen Akteurinnen auch heute in der Tat eher nüchtern aus, trotz einer Vielzahl von monographischen Studien und theoretischen Einträgen zum Problem der masculine modernity. Im Seminar werden daher einerseits osteuropäische Künstlerinnen vom ausgehenden 19. Jh. bis heute vorgestellt. Die Liste ist lang und kann nur ergänzt werden: Olga Boznańska, Alexandra Exter, Ljubow Popowa, Katarzyna Kobro, Alina Szapocznikow, Sanja Iveković, Ewa Partum, Marina Abramowić, Zofia Kulik, Katarzyna Kozyra u.a. Das Seminar beschäftigt sich mit dem Œuvre der einzelnen Protagonistinnen, dem mit ihren Werken einhergehenden souveränen Gender-Diskurs, wie auch mit ihrer Präsenz an internationalen Ausstellungen. Begleitet wird dieses Panorama andererseits durch eine vertiefte Analyse von Haupt- und Nebenpositionen der kritisch-feministischen Kunstgeschichte, die zugleich über die westliche bzw. amerikanische Perspektive der Emanzipation hinausgeht und z.B. das vielschichtige Verhältnis zwischen Feminismus und Totalitarismus bzw. (Post)Sozialismus / (Post)Kommunismus thematisieren lässt.
- Kursverantwortliche/r: Mateusz Kapustka
- Kursverantwortliche/r: Antonija Marija Matanic