Kurseinschreibung

Klassischerweise wird Politik als ein rein diskursiver Prozess verstanden. Doch denken wir beispielsweise an Vorhaben wie die sogenannte „Smart City“, in der vermeintlich intelligente Infrastrukturen städtische Organisationsaufgaben übernehmen, oder an einschlägige „social media“-Plattformen, bei der Öffentlichkeit algorithmisch kontrolliert wird, erscheint politische Praxis weniger so, wie es in Politiklehrbüchern steht und die Politikwissenschaften oft behandeln. Spätestens in Anbetracht der Tatsache, dass Politik zunehmend explizit mit Unterstützung von oder durch Technologien gemacht wird, müssen wir die Annahme nicht-materieller Politik überdenken. Es stellen sich die Fragen, wie Technologie und Politik zusammenhängen und welche Rolle das Materielle im Politischen spielt.

Der Begriff der Technopolitik beschreibt im Allgemeinen die Mischformen (Hybride) von materiellen Artefakten und politischer Praxis. Diese Verwicklung kann aufgrund verschiedenster Technologien und verschiedenster Formen politischer Praxis nicht nur sehr unterschiedlich aussehen, sondern auch sehr unterschiedlich verstanden werden. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit der theoretischen Debatte um Technopolitik, sowie um diejenigen neuen Formen von Macht und Handlungsfähigkeit, die sie ermöglicht.

Dafür wenden wir uns den Science and Technology Studies (STS) zu, deren herausforderndes Untersuchungsobjekt (neben der Wissenschaft) Technologie ist. Die Forschungsperspektive zeichnet sich durch das kritische Hinterfragen der vorherrschenden Sichtweisen auf Technologie und Gesellschaft (und ihres Verhältnisses) aus und nimmt ihren Ausgangspunkt in der Absage an die Idee, dass Technologie sinnvoll von Politik zu trennen wäre - und andersherum. Ziel des Seminars ist es, sich durch die Auseinandersetzung mit der historischen Theorie-Debatte in (S)TS der Komplexität des Technologie-Politik-Verhältnisses anzunähern.

Indem neue Technologien immer komplexere Verwicklungen zwischen „Mensch“ und „Maschine“, zwischen dem „Artifiziellen“ und „Natürlichen“, dem „Digitalen“ und „Analogen“, zwischen „sozialer“ Organisation und „technischen“ Infrastrukturen produzieren, fordern sie eine Auseinandersetzung mit den Technopolitiken gegenwärtiger Gesellschaft ein. Neben der primär theoretischen Auseinandersetzung werden wir deswegen auch aktuelle Entwicklungen und aufkommende Spielweisen von Technopolitik mitdenken und diskutieren, wie wir sie mithilfe konzeptueller Werkzeuge der (S)TS besser durchdringen können.

Semester: SoSe 2023
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)