Kurseinschreibung

Wohlfahrts- und Kriminalpolitik werden oft als zwei einander gegenüberliegende staatliche Umgangsweisen mit sozialen Problemen verstanden. Dennoch gibt es viele Beispiele, die darauf verweisen, dass sich die diesen Politiken zugrunde liegenden Rationalitäten in der Praxis miteinander verschränken: So finden sich Straf- und Erziehungslogiken beispielsweise auch in der Sozialarbeit oder im Umgang mit psychisch kranken Menschen; in Gefängnissen wiederum lassen sich auch Praktiken der Fürsorge beobachten. Mithilfe des Begriffs carceral care wollen wir uns im Seminar solchen Verschränkungen von Für_Sorge und Karzeralität bzw. Punitivität aus ethnographischer Perspektive nähern. Dafür führen wir zum einen in die Begrifflichkeiten care/Für_Sorge sowie Karzeralität/Punitivität ein und erarbeiten uns theoretische Hintergründe. Zum anderen diskutieren wir ethnographische Zugänge zum Thema und beleuchten verschiedene empirische Felder. Welche Machtverhältnisse sind in Für_Sorgepraktiken eingelagert? Welche karzeralen Effekte haben etwa institutionelle Gleichstellungspolitiken? Wie kann das ethnographisch erforscht werden und welche Möglichkeiten zu kollaborativem und intervenierendem Vorgehen gibt es dabei? Nicht zuletzt fragen wir danach, inwiefern carceral care produktiv ist – also entlang welcher Normierungen und Kategorisierungen es operiert, wie es diese mobilisiert und zugleich mit hervorbringt.
Wir lesen deutsch- und englischsprachige Texte. Das Seminar findet auf Deutsch statt. Einzelne Sitzungen können hybrid/digital stattfinden.

Semester: SoSe 2023
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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