Das SE widmet sich den Anfängen der Kriminalliteratur an ausgewählten
Beispielen. Von Fallgeschichten bei Harsdörffer und Pitaval über E.T.A.
Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi, Friedrich Schillers Der Verbrecher aus verlorener Ehre oder Heinrich von Kleists Der Zweikampf soll
die Erzählgattung der Verbrechensgeschichte, die ihren eigentlichen
Boom erst im Laufe des 19. Jahrhunderts voll entfaltet, in gemeinsamen
Lektüren untersucht und Techniken der Erzählttextanalyse eingeübt und
vertieft werden. Dabei werden auch europäische Wegmarken wie Texte von
Edgar Allen Poe und Wilkie Collins einbezogen, um Phänomene des Whodunit,
Mord-Rätsel und Aufklärungsgeschichten, die Erschaffung der Figur des
Ermittlers respektive der Ermittlerin oder die Rolle von
Gerichtsprotokollen in diesem literarischen Feld einordnen zu können.
Auch Randfiguren wie August Gottlieb Meißner, der in seinen Skizzen
am Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Kriminalfälle vorlegte, werden
in der gemeinsamen Diskussion besprochen. Flugblatt- und
Zeitschriftenliteratur tragen ein Übriges dazu bei, das Bild zu
komplettieren. Zugleich gilt es, die Frage in den Blick zu nehmen,
inwiefern Kriminalliteratur als Trivialliteratur zu werten ist. Welcher
Grad an Literarizität lässt sich bei der Lust an der Aufklärung oder der
Schilderung der Tat ablesen? Fließend scheint mitunter der Übergang
zwischen Mord- und Totschlaggeschichten, wie sie auch in Teilen oder
bestimmend in großen Erzählungen und Romanen des 17.-19. Jahrhunderts
aufscheinen.
Als Arbeitsleistung ist in diesem SE neben der
gemeinsamen Lektüre ein Ermittlungsteam zu bilden, das sich auf
Literaturrecherche und Erarbeitung eines literaturhistorischen
Fallmotivs oder Täter:innenprofils aus den Archiven konzentriert und in
Vorbereitung der wissenschaftlichen Hausarbeit eine entsprechende
Präsentation in Form eines Poster-Steckbriefs erstellt.
- Kursverantwortliche/r: Constanze Baum
- Kursverantwortliche/r: Salome Zacher