Ikone, vom griechischen Wort „εἰκών“ stammend, bedeutet so viel wie „Bild“, „Abbild“ bzw. „Gleichnis“. Das Seminar setzt sich zum Ziel anhand von gemeinsamer Textlektüre und Analyse von ausgewählten Kunstwerken mit der komplexen wie faszinierenden Problematik der Entstehung von sakraler Bildlichkeit in Form von Kult- bzw. Heiligenbildern und der damit einhergehenden ost- und westkirchlichen bildtheologischen Positionen, vertraut zu machen und zwar von den Anfängen der christlich-orthodoxen byzantinischen Ikone im 6 Jh. n. Chr. bis hin zum bemalten Tafelaltar im Westen.
Besonderer Fokus wird dabei auf solche Phänomene gelegt, wie die Bedeutung des Inkarnationsdogmas für die Darstellung von göttlichen Personen, die wundertätigen, nicht von Menschenhand geschaffenen „Acheiropoieta“-Bildnisse, sowie die latente und seit dem 8. Jh. stärker entflammte und in hohen (kirchen)politischen Kreisen unter den Ikonodulen- und Ikonoklastenfraktionen heftig ausgetragene Bilderstreitdebatte. Als wichtige Stationen aus historischer Perspektive gelten dabei die Beschlüsse des zweiten Nizäa-Konzils (787), die Wiederherstellung der Bilderverehrung (843) sowie aus Sicht der Westkirche die Frankfurter Synode (794) und die im Zentrum des am IKB abgeschlossenen Forschungsprojekts „Bildkritik und pragmatische Bildkultur im europäischen Mittelalter. Die Libri Carolini und die karolingische Bildkunst“ (2017-2020), sogenannten „Libri Carolini“.
Es werden sowohl die variantenreichen typologischen Kategorien (Christus- und Marien-, Menologion-, Heiligenvita-, Festtagzyklus-Ikonen) zu besprechen, als auch die seit dem Vierten Kreuzzug (1204) in formaler Hinsicht verstärkt in Erscheinung tretenden transkulturellen Aspekten (sog. „Kreuzfahrer -Ikonen“) ins Auge zu fassen und zu analysieren sein, bis hin zu den unter der Prägung der italienischen Herrschaft auf den griechischen Inseln, allen voran Kreta, zu konstatierenden gegenseitigen Einflüssen in der spät- und postbyzantinischen Ikonenkunst (z. B. sowohl bei einigen byzantinisch inspirierten venezianischer Malern, als auch im Gegenzug im Falle der kretischen sog. „Madonneri“).
- Kursverantwortliche/r: Michail Chatzidakis