Kurseinschreibung

Der Begriff Archipel wurde zunächst für das Ägäische Meer mit seinen vielen Inseln verwendet und beschreibt heute Inselgruppen, Inselketten und auch Inselstaaten. Inseln bringen regelmäßig Biographien und Musiken hervor, die sich in weltweiten diasporischen Konstellationen entfalten und die sich Kategorisierungen wie eigen-anders, Heimat-Fremde, opak-transparent oder nationale Zugehörigkeit entziehen. Im Rahmen seiner „Poetik der Relation“ entwickelte Édouard Glissant (1928–2011) Denkfiguren wie écho-monde, chaos-monde, métissage, Kreolisierungen oder auch ein „Recht auf Opazität“ (Undurchsichtigkeit). Von Deleuze und Guattari übernahm der aus dem karibischen Inselstaat Martinique stammende Romancier, Essayist, Lyriker, Dramatiker und Kulturphilosoph die Idee des Rhizoms, die er sowohl auf Denkweisen als auch auf migrantische Netzwerke anwendet.
Mit seinem Archipelischen Denken bietet Édouard Glissant uns zahlreiche Ansätze, die ein Verständnis globalisierter Populärer Musik ermöglichen. In diesem Sinne verbindet das Seminar Populäre Musik von Inseln und ihren diasporischen Netzwerken mit Fragen der Transkulturalität. Im ersten Teil des Seminars lesen und reflektieren wir Glissants „Poetics of Relation“ (2011) sowie ausgewählte Sekundärliteratur. Wir sondieren Begriffe und Konzepte, die wir im zweiten Teil des Seminars auf selbst gewählte Beispiele archipelischer Populärer Musik anwenden. Studierende entwickeln anhand von Fallstudien ein Verständnis von Populärer Musik bspw. aus der Karibik, von den Kapverden, aus Japan, La Reunion, Sansibar, Madagaskar, den Britischen Inseln, Indonesien, den Philippinen, Balearischen Inseln, Ägäischen Inseln, Hawaii-Inseln, aus Australien und Neuseeland sowie den jeweiligen diasporischen Zusammenhängen. Welche Bedeutung haben hier Landschaften, Ozeane, Kreolsprachen, rhizomatische Beziehungen, Wortspiele und musikalische Ambiguitäten? Wie können wir Populäre Musik in einer globalisierten Welt von Vielheit und Beziehungen hören und verstehen?

Semester: WiSe 2022/23
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)