Kurseinschreibung

Wie kommen Urteile zustande, wie sind sie zu verstehen und welche Bedeutung haben sie im Rechtssystem?
Wie unterscheiden sich Urteile deutscher Gerichte von Urteilen des EuGH oder von Urteilen US-amerikanischer Gerichte?

Die Rechtsprechung ist neben Gesetzen, Gesetzmaterialien und wissenschaftlicher Kommentarliteratur eine der zentralen Quellen der Rechtserkenntnis. Die Arbeit mit den Urteilen zählt daher zum zentralen Handwerkszeug einer jeden Juristin und eines jeden Juristen. Im Rahmen des Moduls BZQ I führt das Seminar anhand ausgewählter zivilrechtlicher Urteile in die juristische Schlüsselqualifikation der Urteilsanalyse ein. Die Studierenden lernen, wie man Urteile liest und wie man sich anhand der Urteilslektüre den Stand des geltenden Rechts erschließt. Zugleich können sie unterschiedliche Urteilsstile entdecken und den Vorgang des Judizierens („judging“) näher erkunden.

Dazu werden höchstrichterliche Urteile aus unterschiedlichen Jurisdiktionen zu vergleichbaren Rechtsfragen gegenübergestellt – namentlich Urteile aus Deutschland, der EU und den USA. Wegweisende Judikate aus Deutschland, den USA und der EU werden in Bezug auf Urteilstechnik und Urteilsstil (in Abgrenzung zum im Studium erlernten Gutachtenstil) eingehend analysiert, um ein Verständnis von Argumentationsstil, Bedeutung und Tragweite der Rechtsprechung zu entwickeln. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden dabei die Unterschiede zwischen Tatsachenfeststellung und Rechtsanwendung kennenlernen und sich mit der Urteilsstruktur, der rechtlichen Argumentation und dem richterlichen Zugriff auf den Fall vertraut machen können. Der vergleichende Blick auf die Rechtsprechung dreier Rechtsordnungen reflektiert die internationalen Bezüge der juristischen Arbeitswelt und soll helfen, sich auch diese Rechtsquellen schnell zu erschließen und sie in das jeweilige Rechts- und Gerichtssystem einzuordnen.

Vorab lassen wir praxisnah und fallbezogen den Ablauf des Zivilverfahrens Revue passieren, und die Studierenden werden in die Struktur des richterlichen Urteilens eingeführt. Anhand aktueller Fallbeispiele im Kontext der europäischen Rechtsstaatlichkeitsdebatte sowie am Beispiel der Wahl von Bundesrichtern soll abschließend die Bedeutung einer unabhängigen Justiz als Garant für rechtsstaatliche Konfliktlösung erörtert werden.

Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmerin wird erwartet, dass Sie die zu besprechenden Urteile vor der Veranstaltung gründlich lesen. Zudem sollen in max. zehnminütigen Kurzreferaten, die auch im Team gehalten werden können, Sachverhalt und Normkontext der zu analysierenden Fälle dargestellt werden, die Gerichtssysteme der jeweiligen Rechtsordnungen und jeweils ein kurzer (fallbezogener) Überblick über ausgewählte Themengebiete geben werden.


Semester: WiSe 2022/23
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)