Die Pikareske gilt als Form des Erzählens, die die spanische Literatur der frühen Neuzeit dadurch revolutioniert, dass sie in die Literatur eine soziale Perspektive ‚von unten‘ einführt, d.h. die Perspektive eines ‚Dieners vieler Herren‘. Wie man am prototypischen Text der Gattung, dem anonym publizierten Lazarillo de Tormes (1552), beobachten kann, konstituiert sich in der Pikareske eine neue Form von Subjektivität in der schriftlichen Rechenschaftspflicht gegenüber einer Autorität – ein Modell, das sich nicht nur in pikaresken Erzählungen findet, sondern das auch in transatlantischen Reiseberichten und Schiffbrucherzählungen in der frühen Neuzeit eine entscheidende Rolle spielt. Die beiden Texte, die im Seminar hierzu untersucht werden sollen, sind Álvar Núñez Cabeza de Vacas Naufragios (1542/1555) und Carlos de Sigüenza y Góngoras Infortunios de Alonso Ramírez (1690). Ziel des Seminars ist es, anhand eines Vergleichs des Modells der pikaresken Erzählung und des Reiseberichts das Verhältnis von Erzählen, räumlicher bzw. sozialer Mobilität und Subjektivität herauszuarbeiten.
Das Seminar wird in der zweiten Hälfte des Semesters, d.h. nach der Weihnachtspause, in folgendem Format angeboten: Die Sitzungen am Montag finden digital per Zoom statt, die Sitzungen am Mittwoch in Präsenz. Die digitale Vorbesprechung für das Seminar findet am Montag, 12.12., um 16 Uhr statt.
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Jörg Dünne