Johann Wolfgang Goethe ist fraglos einer der dominanten und
vielseitigsten Autoren seiner Zeit. Das ist nicht nur vonseiten einer
Literaturwissenschaft hervorgehoben worden, die die deutschsprachige
Literatur der Zeit von 1770 bis 1830 oft einfach als Literatur der
‚Goethezeit‘ bezeichnet hat, sondern auch schon von zahlreichen
Autor:innen dieser Zeit anerkannt worden, die sich in ihren Werken mit
und gegen Goethe positioniert haben.
In der VL soll der eigentlich unmögliche
Spagat versucht werden, sich der deutschsprachigen Literatur zwischen
1770 und 1830 am Beispiel Goethes zu nähern, ohne ihn zu überhöhen und
die Wechselbeziehungen zu anderen Autor:innen zu vergessen. Hierfür
sollen Romane und Schauspiele wie Die Leiden des jungen Werthers, Torquato Tasso, Wilhelm Meisters Lehrjahre, Faust I und Wilhelm Meisters Wanderjahre
behandelt, darüber hinaus aber auch ästhetische, poetologische und
epistemologische Überlegungen der Zeit berücksichtigt werden, wie sie
sich etwa in Debatten um den Roman im Anschluss an Wilhelm Meisters Lehrjahre
oder in zeitgenössischen Auseinandersetzungen mit ‚Leben‘ und ‚Form‘
nachvollziehen lassen. Dabei soll schließlich auch ausgelotet werden,
wie die Literatur dieser Zeit literaturgeschichtlich beschrieben werden
kann, ohne sich von etablierten Kategorien wie ‚Sturm und Drang‘,
‚Klassik‘, ‚Romantik‘ und ‚Biedermeierzeit‘ oder eben auch ‚Goethezeit‘,
‚Romanticism‘ und ‚um 1800‘ allzu sehr leiten zu lassen.
- Kursverantwortliche/r: Michael Bies
- Kursverantwortliche/r: Philipp Wegmann