Nach der Relativierung des Gegensatzes von Komposition und Improvisation, die in der Forschung seit den 1990er Jahren unternommen wurde, treten insbesondere durch kulturübergreifende Perspektiven neue Verständnisformen von Improvisation ins Blickfeld. Sie richten sich auf generative musikalische Fähigkeiten, die unter zeitkritischen Bedingungen eine besonders stimmige Mobilisierung der Wissensbasis und Umsetzung von Spiel-Optionen erfordern. Diese Fähigkeiten und Beschreibungsmodi improvisierter Prozesse unterliegen jedoch kulturellen Aushandlungen. Gerade in Bezug auf den Jazz und auf afro-amerikanische Musiker und Musikerinnen ist die Fähigkeit zur Improvisation als quasi-essentialistische Zuschreibung erfolgt, die einen stark einschränkenden Charakter hatte.
Die westliche Lesart von Improvisation kann viele Prozesse in nicht-westlichen Musiken, denen Improvisationsmomente eigen sind, nicht abbilden. Es ist deshalb aussichtsreich, das Konzept in Richtung von Handlungsdispositionen und der Integration von motorischen und kognitiven Ressourcen zu erweitern.
Literatur:
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- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Sebastian Klotz