Kurseinschreibung

„Solidarität“ zählt zu den schillernden Begriffen aktueller gesellschaftlicher Debatten. In vielen Bereichen des Lebens gewinnt sie an Bedeutung, so etwa in der politischen Diskussion um Grundbedingungen demokratischen Zusammenlebens. Auch in erziehungswissenschaftlicher Perspektive wird Solidarität ein wichtiger Stellenwert beigemessen. Das zeigt sich beispielsweise in neueren Ansätzen in der Migrationspädagogik, in der lebensweltlichen Forderung nach ‚mehr Solidarität‘ mit Kindern und Jugendlichen im Kontext globaler Krisen (Corona, Klima) oder in der Frage nach Formen und Möglichkeiten ihrer Lehrbarkeit.

Wenn auch alltagsprachlich klar erscheint, was es mit Solidarität auf sich hat, bleibt bei näherem Hinschauen undeutlich, was Solidarität als solche ausmacht oder wann sie konkret vorliegt. Einerseits verweist Solidarität auf das Verhältnis zwischen Individualität, Kollektivität und Gesellschaft und erhält dabei nicht selten die Aufgabe eines pädagogisch zu vermittelndem Bindegliedes. In diesem Sinne stellt sich die Frage, ob und wie Solidarität gelehrt bzw. gelernt werden kann. Andererseits erscheint der emanzipatorische Aspekt einer Solidaritätsidee erneut an Relevanz zu gewinnen, wenn mit ihm Fragen nach alternativen Lebens- und Praxisformen verbunden werden. Daran schließen sich Fragen nach konkreten pädagogischen Praktiken von Solidarität an, wie beispielsweise der Sorge bzw. Fürsorge. Nicht zuletzt gerät Solidarität als (utopische) Forderung in ihrem normativen Gehalt in den Blick pädagogischer Ethik.

In diesem Seminar soll den angerissenen Fragen aus einer dezidiert pädagogischen Perspektive nachgegangen werden. Im ersten Teil des Seminars werden wir uns zunächst mit Hilfe Léon Bourgeois und Tommie Shelbys Solidaritätskonzeptionen einen ersten Überblick grundlegender Bestimmungen und Differenzierungen von Solidarität verschaffen. Darauf aufbauend gehen wir im zweiten Teil ausgiebig den oben aufgeworfenen Fragen aus einer dezidiert pädagogischen Perspektive nach. Dabei sollen vor allem Möglichkeiten und Grenzen eines erziehungswissenschaftlichen Zugangs zu Solidarität thematisiert und reflektiert werden.

Voraussetzung ist die Bereitschaft der intensiven Lektüre wissenschaftlicher Texte und der aktiven Diskussion ebendieser im Seminar.


Semester: SoSe 2022
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)