Kurseinschreibung

Autonomie ist ein Schlüsselbegriff für das Verständnis moderner Lebenswelten. Sie beschreibt das menschliche Vermögen, sich als freies Wesen zu verstehen und aus dem Selbstverständnis dieser Freiheit heraus zu handeln. Traditionell ist sie häufig an die Vernunft als Wesensmerkmal des Menschen gebunden. Auf Autonomie normativ aufbauende Moral- und Rechtsordnungen gelten als große Errungenschaften der Moderne. Im Begriff der Autonomie spiegelt sich jedoch auch das spannungsreiche und komplexe Verhältnis zwischen röm.-kath. Kirche und Gesellschaft in der Gegenwart. Obwohl Autonomiekonzepte in der Kirche lange Zeit auf Ablehnung stießen, haben sie das theologische Denken der letzten Jahrzehnte entscheidend beeinflusst und sind aus gegenwärtigen Diskursen nicht wegzudenken. Insbesondere für die systematisch-theologischen Disziplinen erweist sich Autonomie dabei als prägend. Die Prämisse vom Menschen als autonomem Wesen hat Auswirkungen auf Reflexionen zum Verhältnis zwischen Gott und Mensch, auf die christliche Ethik und auf die Beziehung zwischen Kirche und Staat. Dieses Seminar begibt sich damit auf die Spuren eines Begriffs, der Kernthemen theologischer Forschung berührt. Zunächst soll eine grundlegende Erarbeitung des Autonomiebegriffs anhand ausgewählter Schriften Kants die Diskussion fundieren. Anstelle im Folgenden die spannungsreiche theologische Karriere des Begriffs historisch zu verfolgen, soll sie im Anschluss aus der Perspektive der verschiedenen systematisch-theologischen Disziplinen aufgefächert werden. Die nachfolgenden Sitzungen gliedern sich daher in zwei Teile: In einem ersten Teil wird der Begriff hinsichtlich Fragestellungen der Dogmatik und Fundamentaltheologie erörtert. Im zweiten Teil widmet sich das Seminar moraltheologischen und sozialethischen Aspekten.


Semester: SoSe 2022
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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