Die Theaterbühne des 'klassischen' Dramas

Das Seminar wirft einen Blick auf die historische Architektur der Theaterbühne und konfrontiert diese systematisch mit der Bühnenimagination des Dramas. Wie stellen sich dramatische Texte die Bühne, auf der sie zur Aufführung gebracht werden sollen, idealerweise vor? In welchen Räumen wird die Handlung angesiedelt und wie sieht die Welt aus, die außerhalb der Bühne liegt? Was genau spielt sich dort ab? Wie können Vorgänge, die auf der Bühne nicht gezeigt werden dürfen, mittels des ‚Off‘ zum Bestandteil der diegetischen Welt eines Theaterstücks werden?

Ein deutlicher Schwerpunkt liegt auf der ‚klassischen‘ Tradition und den sozialen und politischen Bereichen, von denen sich die Bühne immer schon abzusondern versucht. Unser Hauptaugenmerk gilt dabei der Rolle des Volks. In Dramen, die die sogenannte Ständeklausel einhalten, darf nur ‚hohes‘ Personal die Bühne betreten. Jedoch sind es oft Volk oder Armee als im in den Kulissen verbleibende Massen, die die dargestellte Handlung entschieden beeinflussen und Machthaber und ihre Apparate regelrecht vor sich hertreiben. Welche Sicht des Volks wird von der Theaterbühne medial transportiert und wie wirken politische Entwicklungen und Theorien des 17. und 18. Jahrhunderts ihrerseits auf die Theaterbühne zurück?

Wir werden Dramen Goethes, Schillers und Kleists sowohl mit der klassizistischen Tradition des 17. Jahrhunderts als auch kontrastiv mit Shakespeare und dem Drama des Sturm und Drang vergleichen, die ihre Bühne ganz anders zu organisieren scheinen. Mediale Kategorien wie das ‚Off‘ und die ‚Backstage‘ werden anhand von theoretischen und wissenschaftlichen Texten diskutiert, dabei ergeben sich auch Ausblicke auf den Film.