Kurseinschreibung

Mochte die mit den Parolen „Stunde Null“ und „tabula rasa“ verbundene Aufbruchsstimmung der unmittelbaren Nachkriegsjahre auch dem Bedürfnis der jungen Generation nach einem Neuanfang entsprechen – der wirklich radikale Neubeginn blieb zunächst aus. Überdies verstellen diese Schlagworte den Blick auf zwei diametrale, aber gleichermaßen mächtige Kontinuitäten: einerseits in Form der nachgeholten Anknüpfung an die internationale, von den Nazis ausgemerzte literarische Moderne, andererseits in Form der reaktionären Kräfte, die in Nachkriegsdeutschland dunkel weiterwirkten. 

Das Seminar rückt drei Erzähler in den Fokus, die in den frühen fünfziger Jahren den Anschluss an die Vorkriegsavantgarden suchten, um – auf je eigene Weise und vor dem Romanjahr 1959 – eine formal avancierte Prosa zu schreiben, die gleichwohl den Themen der Zeit Rechnung trug. 

Neben Wolfgang Koeppens „Tauben im Gras“ sollen Arno Schmidts „Brand’s Haide“, und schließlich Uwe Johnsons „Mutmassungen über Jakob“ Gesprächsgrundlage und Ausgangspunkte sein, um das Nachkriegsjahrzent literarhistorisch zu erschließen. 

Die Studienleistung wird in Autoren- und Textpatenschaften bestehen.

Textgrundlage/empfohlene Editionen:

Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras. 44. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2016.

Arno Schmidt: Brand’s Haide. In: Ders.: Nobodaddys Kinder. 2. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2015 [alternativ: antiquarisch als Fischer TB oder in der Bargfelder (Studien-)Ausgabe].

Uwe Johnson: Mutmassungen über Jakob. 12. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2018 (edition suhrkamp; 1818).

Sollten Sie bereits andere Ausgaben besitzen, können Sie diese selbstverständlich verwenden.

Semester: SoSe 2022
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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