Ansätze feministischer Theoriebildung in Frauenbildungszusammenhängen der 1970er und 1980er Jahre

Die autonomen Frauenbewegungen, die sich ab Ende der 1960er Jahre in zahlreichen Ländern entwickeln, sind Ausgangspunkt und Katalysator feministischer Theoriebildung. Kollektiv wird mit Hilfe von Theorie die Aufklärung und Kritik der hierarchischen Geschlechterverhältnisse angegangen. Für die Ansätze feministischer Theoriebildung stellt sich zunächst die Frage nach ihrem Ausgangspunkt, den sie in der persönlichen sowie der kollektiven Erfahrung verorten. Die kollektive Erfahrung, durch die Organisierung in einer autonomen sozialen und kulturellen Bewegung Wirkmacht zu entfalten und so zum Subjekt zu werden, wird in den Ansätzen feministischer Theoriebildung verarbeitet. In ihnen reflektieren sich die Bildungsprozesse, die der Prozess kollektiver Theoriebildung bedeutet. Zugleich wird Theoriebildung selbst als intellektuelle Tätigkeit zur theoretischen Praxis der Bildung. Frauenbewegungen lassen sich somit als Bildungszusammenhänge begreifen. Im Seminar werden anhand von Texten aus den autonomen Frauenbewegungen Ansätze feministischer Theoriebildung diskutiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Texten, die ihre eigenen Bildungsprozesse theoretisieren, wie bspw. Pamela Allen Freespace. A Perspective on the Small Group in Women´s Liberation aus der US-amerikanischen Frauenbewegung von 1970 und Wie weibliche Freiheit entsteht der Libreria delle Donne di Milano aus der italienischen Frauenbewegung von 1987. Die Herkunft der Ansätze aus unterschiedlichen länderspezifischen Kontexten erfordert dabei, eine international vergleichende Analyseperspektive einzunehmen. Folgende Fragen sind leitend für die gemeinsame Diskussion im Seminar: Inwiefern und wie reflektieren sich in den Texten Bildungsprozesse? Wie werden die Bedingungen, unter denen die Bildungsprozesse stattfinden, thematisiert? Welches Verständnis von Erfahrung entwerfen sie und welchen Stellenwert erhält diese für die Theoriebildung? Welche gesellschaftlichen Probleme werden analysiert? Welche Konzeptionen von Geschlecht und Gesellschaft werden entworfen? Worin liegt dem Selbstverständnis der Texte nach das feministische der Theorie? Welche Funktion wird feministischer Theoriebildung beigemessen? Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede zeigen sich in einer international vergleichenden Perspektive?