Kurseinschreibung

In diesen Zeiten einer ansteckenden Seuche ist es vernünftig, sich mit dem Stand der Diskussion zum Schwarzen Tod von 1348 und 1349, der Entstehung von Verschwörungserzählungen und der Ermordung unzähliger jüdischer Gemeinden in diesen Jahren zu befassen. 1987 veröffentlichte František Graus (1921-1989) seine monumentale Studie zu diesem Thema. Darin vertrat er die These, dass die Ermordung der Juden der anrollenden Pestwelle vielfach voranging und dass die Pogrome keine spontanen Erhebungen der städtischen Bevölkerung darstellten, sondern diese vielmehr gelenkt und von interessierten Kreisen gründlich vorbereitet waren. Inzwischen wissen wir mehr über die unterschiedlichen Verbreitungswege der Seuche und der Verschwörungserzählung von der Brunnenvergiftung. Aber immer noch gibt es viele offene Fragen zu den lokalen Bedingungen, immer noch folgen populäre Erklärungsmuster zu unkritisch den mittelalterlichen Berichten. Wir werden uns Stand der Diskussion erschließen und exemplarisch Bereiche vertiefen. Dabei wollen wir möglichst unterschiedliche Methoden und Theorien anwenden, die soziologische Gewaltforschung ebenso wie digitale Techniken. Da die lateinischen Quellen zum Teil schlecht erschlossen sind, ist die Bereitschaft, sich mit lateinischen Texten zu befassen, unerlässlich. Es mag nützen, auch die Übung zur Lektüre mittelalterlicher Quellen zur Pestzeit zu besuchen.

Die Veranstaltung findet synchron und asynchron statt.


Semester: WiSe 2021/22
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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