Seit dem Ersten Weltkrieg lässt sich in der deutschsprachigen Literatur
eine Wiederkehr chronistischer Schreibweisen beobachten. Sie haben die
Geschichtsschreibung vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit geprägt,
sind aber seit dem 18. Jh. durch erzählende Darstellungen historischer
Ereignisse auf der einen sowie Zeitungsberichte auf der anderen Seite
abgelöst worden. Inzwischen lässt sich eine Wiederkehr chronistischer
Verfahren in Darstellungen zur Corona-Pandemie feststellen. Kennzeichen
sind ein Bezug auf herausragende Ereignisse, sequenzielle Darstellung,
Orientierung an Zeugen oder Dokumenten und ein umfassender
Deutungsanspruch. Die LV dient dem Zweck, die einschlägigen Werke und
die literarischen Verfahren der neueren Chronistik kennenzulernen.
Vorgesehen sind, wenn es die Umstände erlauben, Besuche in den
Literaturarchiven der Akademie der Künste in Berlin (mit den
einschlägigen Nachlässen von Brecht und Kempowski).
- Kursverantwortliche/r: Constanze Baum