Transparenz in Sprache und Denken/Transparency in Language and Thought

Manche sprachlichen Ausdrücke sind in folgendem Sinne transparent: wenn sie auf einen Gegenstand zutreffen, dann tun sie dies unabhängig davon, wie der Gegenstand bezeichnet wird. Der Ausdruck `auf den Fuß treten‘ z.B. scheint ein transparenter Ausdruck zu sein. Denn egal, ob wir den Autor des Buchs Nachtzug nach Lissabon unter seinem eigentlichen Namen `Peter Bieri‘ oder dem Künstlernamen `Pascal Mercier‘ benennen, scheint es zu stimmen, dass jeder der Peter Bieri auf den Fuß tritt, auch Pascal Mercier und dem Autor von Nachtzug nach Lissabon auf den Fuß tritt. Andere Ausdrücke z.B. `wissen‘ oder `sich fragen‘ scheinen dagegen nicht transparent zu sein. Denn, so ließe sich argumentieren, nicht jeder der weiß, dass der Autor von Nachtzug nach Lissabon das Buch Nachtzug nach Lissabon geschrieben hat, weiß auch, dass Peter Bieri das Buch Nachtzug nach Lissabon geschrieben hat. Und obwohl manch einer sich fragen mag, ob Pascal Mercier Peter Bieri ist, wird sich gewöhnlich niemand fragen, ob Peter Bieri Peter Bieri ist. In diesem Seminar werden wir der Frage nachgehen, vor welche Herausforderungen nicht transparente Ausdrücke eine systematische Theorie sprachlicher Bedeutung stellen, wie verschiedene Autor:innen seit Frege versucht haben diese Herausforderungen zu meistern, und welche Theorien sprachlichen Gehalts sich im Zuge dieser Debatte herauskristallisiert haben.