Kurseinschreibung

Das Kolloquium greift die Diskussionen und Ergebnisse der letzten Semester zu Schleiermachers Erziehungstheorie und Humboldts Bildungstheorie auf und verbindet sie mit aktuellen Fragen und Forschungen innerhalb der Erziehungsphilosophie aus allgemeinpädagogischer Perspektive. Das Seminar besteht aus zwei Teilen. Zum einen werden Humboldts kulturanthropologische Forschungen zu Bildung, Sprache, Kultur, Ethnien, Staat, Politik, Universität, Schule, Curriculum –aus der Perspektive der Bildungsphilosophie betrachtet und für diese fruchtbar gemacht. Mit Blick auf seine empirischen und anthropologischen Arbeiten wird es möglich, Bildungstheorie mit empirischer Bildungsforschung zu korrelieren und als Kulturwissenschaft zu rahmen. Wir nehmen dazu an der öffentlichen Vorlesungsreihe „Wilhelm von Humboldt: "Kulturwissenschaftliche Forschung zwischen Praxis, Theorie und Empirie der Bildung" teil, das vom Interdisziplinären Zentrums für Bildungsforschung der Humboldt-Universität ausgerichtet wird.

Zum anderen werden die Gedanken und Perspektiven Humboldts in kritischer Weise aufgegriffen. In enger Lektüre werden Texte von Eugen Fink zur Erziehungsphilosophie gelesen. Auch Fink entwirft eine Erziehungs- und Sozialphänomenologie als Kulturwissenschaft. Nach Fink kann Bildung nicht (mehr) Allgemeinbildung im Modus von Ganzheit sein. Sie ist fragmentarische Bildung als praktisch-existenzielles Sinn-Experiment unter Bedingungen der Vorläufigkeit, Unsicherheit und Fremdheit. Erziehung bestimmt Fink in scharfer Abgrenzung zur humanistischen und geisteswissenschaftlichen Tradition. Sorge und Fürsorge, Lernen, Staunen und Fragen sowie Beraten werden als pädagogische, koexistenzielle Praxen bestimmt, mit denen der Bezug zur Welt, dem Anderen und Fremden eröffnet werden kann. Das Generationenverhältnis ist nach Fink wesentlich von Fremdheit und von den Macht- und Wissenspraxen der technischen Moderne geprägt.


Semester: WiSe 2021/22
Selbsteinschreibung
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