Grenzen haben eine trennende Funktion. Ihr Zweck ist es Territorien, Personen, Gemeinschaften, soziale Schichten aber auch Diskurse und Möglichkeitsräume zu identifizieren und zu differenzieren und somit zu ordnen und zu strukturieren. Dementsprechend vielfältig sind ihre Erscheinungsbilder: Von einer Unterscheidung territorialer Souveränitätsansprüche auf politischer Ebene, über die soziale Differenzierung in Rasse, Klasse und Geschlecht bis hin zu der grundlegenden Subjektkonstitution der einzelnen Individuen.
In ihrer differenzierenden Funktion erweisen sich Grenzen als Orte der Macht und Herrschaft. Durch sie werden nicht nur Zugehörigkeiten bestimmt und Ausschlüsse produziert, sondern auch gesellschaftliche Prozesse normiert. So wichtig Grenzziehungen für eine Ordnung erscheinen, so verhängnisvoll können sie sich auf die von ihnen Ausgeschlossenen auswirken. Die ausgrenzenden Bewegungen erscheinen häufig als natürlich, bleiben unhinterfragt oder werden als unveränderbar dargestellt. Der Kampf gegen den Ausschluss und für eine Berücksichtigung erweist sich dabei als ein Kampf um die Grenzziehung.
In dem Seminar soll sich aus einer politiktheoretischen Perspektive mit dem Konzept der Grenze kritisch auseinandergesetzt werden. Ziel ist es, die politische und gesellschaftliche Funktion des Konzepts der Grenze offenzulegen, ihre verschiedenen Wirkweisen zu verstehen und die damit verbundenen Macht- und Herrschaftsstrukturen zu hinterfragen. Ausgehend von der Dekonstruktion des Konzepts soll die Frage diskutiert werden, wie eine gesellschaftspolitische Konstitution jenseits einer Grenzziehung aussehen könnte. Dafür werden radikaldemokratische und kosmopolitische Ansätze in den Blick genommen.
- Kursverantwortliche/r: Friedrich Johannes Weissbach