Im Dezember 1917 erklärte Finnland seine Unabhängigkeit und befand sich zum ersten Mal in der Lage eine Außenpolitik zu entwickeln. Für das Land ging es darum, Unterstützung zu finden und einen Modus Vivendi mit einem mächtigen Nachbarn, Russland, von dem es sich gerade getrennt hatte, zu definieren. Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die bestrebt waren, der bolschewistischen Revolution entgegenzutreten, unterstützten sehr bald die konservative Regierung in Helsinki. Nach einer Entspannung an den Grenzen entwickelte sich Finnland in den 1920er und 1930er Jahren innerhalb des Völkerbundes zu einer Säule der kollektiven Sicherheit. Finnland verfolgte, um die eigenen nationalen Interessen zu wahren, eine aktive Neutralitätspolitik, die dazu führte, dass dieses Land sich auch mit seinen skandinavischen und baltischen Nachbarn anzunähern versuchte. Finnlands Außenpolitik entwickelte sich jedoch nicht ohne, aus unterschiedlichen Gründen, die Irritation der Großmächte zu provozieren. Im November 1939 wurde Finnland von der UdSSR angegriffen, hatte aber Mühe eine echte Unterstützung durch die westlichen Demokratien zu erhalten. Nach dem Moskauer Vertrag näherte es sich dem national-sozialistischen Deutschland, mit dem es sich 1941 zusammenschloss, um die verlorenen Provinzen zurückzugewinnen. 1944 wandte sich Finnland in den letzten Monaten des Krieges gegen seinen Verbündeten, zählte aber dennoch zu den Besiegten des Zweiten Weltkriegs. Von diesem Zeitpunkt an ging es für das Land darum, die Interessen der mächtigen UdSSR zu respektieren, aber nicht die Verbindung zum Westen zu verlieren. Während des Kalten Krieges nahm Finnland einen besonderen Platz ein, bevor es nach dem Zerfall der Sowjetunion 1995 der Europäischen Union beitrat. Ziel des Seminars ist es, sich der Bedingungen und Faktoren bewusst zu werden, die zur Definition einer außenpolitischen Strategie beitragen. In dieser Veranstaltung geht es darum, ein Verständnis für die Definition einer internationalen Politik angesichts geostrategischer Veränderungen in Nordeuropa, sowie für das Selbstverständnisses von einem Volk zu entwickeln.