Sie ist omnipräsent – auf den
Straßen, im Netz, in den Zeitungen. Überwiegend als
herausforderndes ökonomisches Problem bezeichnet, wird sie jedoch in
den neuen Debatten zum Klimawandel auch als utopische
Inspirationsquelle, wenn nicht sogar als Instrument für
antikonsumistische, nachhaltige Praktiken und Lebensreformen
bezeichnet. Was bedeutet also „Armut“ für uns heute?
Ziel dieses Seminares ist es, Praktiken und Diskurse zum utopischen Potenzial der Armut zu kontextualisieren, ihre politischen Konnotationen einzuordnen und möglicherweise auch „Armutstheorien" oder "Armutspraktiken“ selbst zu gestalten.
Im theoretischen Teil werden wir uns zuerst mit Nietzsches Reflektionen zur Romantisierung der Armut und mit Blochs Begriffen des Menschen als Mängelwesen und der konkreten Utopie kritisch auseinandersetzen. Daran anschließend werden weitere philosophische und kulturwissenschaftliche Theorien des 20. und 21. Jahrhunderts diskutiert, welche die Armut als radikale Lebensform (Agamben), als ästhetische Neukodierung von Werten und Konventionen (Foucault) oder als kreative Macht politischer Selbstbestimmung (Negri) betrachten.
Mit Hilfe dieser Vorarbeiten und der in ihnen entwickelten Analyseinstrumente werden dann im zweiten Teil des Seminars gegenwärtige politische, ökologische und künstlerische Projekte, welche latente oder direkte Verbindungen zur „nachhaltigen“ Armut aufweisen, erforscht und diskutiert.
- Kursverantwortliche/r: Silvia Mazzini