Kurseinschreibung

Im Jahre 2020 sorgte Paula Irmschler für Furore mit ihrem Debutroman "Superbusen", in dem die gleichnamige Band als Sinnbild für Freudinnenschaft steht. Die Mitglieder können eigentlich gar nichts spielen und schreiben dennoch Songs, treten auf und touren durch die Republik, um Lärm zu machen und Geschichten zu erzählen. Damit knüpfen sie an an den Do-It-Yourself-Impetus von 1990er-Jahre-Riot-Grrrl-Bands aus dem Nordwesten der USA. Die Riot Grrrls beziehen sich ihrerseits auf britische Frauen-Punk- Bands der 1970er. Diese Klangpraxis ist eingebettet in ein Universum aus Fanzines, selbstorganisierten Konzerten und Touren, lokalen Netzwerken und Veröffentlichungen in Eigenregie. Fanzines sind heute globalisierte Praxis, besonders in Punk-Szenen. Doch DIY-Praxis geht über Punk und Hardcore hinaus. Die Wiener Musiksoziologin Rosa Reitsamer hat z.B. auch die Strategien von Club-DJs als DIY identifiziert. Und auch die Aneignung von Hip Hop in der DDR oder die Strategien von FreeTek Sound Systems können als DIY-Praxis eingeordnet werden. Rapper Trettmann betitelte sein 2017er Album "#DIY" und auch Autotune-Rapperin Haiyti bezieht sich in ihren Texten und in ihren wie hingeworfenen Produktionen affirmativ auf DIY-Praxis. Mal aus Mangel an Ressourcen, mal als klare Haltung gegen kommerzielle oder hegemoniale Praktiken multi-nationaler Konzerne oder dominanter Gruppen, mal als niedrigschwelliger Einstieg - die Ethik and Ästhetik von DIY prägt Popmusikpraxis zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten.

Im Seminar erarbeiten wir uns Wissen zu DIY-Szenen und fragen, wie sich deren Prinzipien in digitalen Zusammenhängen und lokalen Szenen weltweit verstehen lassen. Wenn die Hygieneregelungen es zulassen, besuchen wir das Archiv der Jugendkulturen. Wir sprechen im Seminar u.a. mit einer Zine-Macherin, Filmemacherin und Archivarin.

Semester: SoSe 2021
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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