Nicht nur die beiden Literaturnobelpreise für Gabriela Mistral und Pablo
Neruda zeugen von der besonderen Bedeutung der Lyrik für die
chilenische Literatur des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Das
Seminar möchte anhand der Vorstellung ausgewählter Texte wichtiger
chilenischer Lyriker*innen des 20. Jahrhunderts wie Vicente Huidobro,
Gabriela Mistral, Pablo Neruda und Nicanor Parra sowie einiger
zeitgenössischer Autor*innen zunächst Grundlagen der Lyrikanalyse
vertiefen. Es soll anhand dieser Analysen darüber hinaus auch der Frage
nachgegangen werden, welche Bewandtnis es mit dem Topos hat, dass Chile
eine „tierra de poetas“ sei: Möglicherweise gilt dieser Satz nicht nur
in der üblichen Lesart, dass Chile besonders viele Lyriker*innen
hervorgebracht habe, sondern auch umgekehrt, dass Chile als „tierra“
sich wesentlich durch die poetische Praxis mitkonstituiert: Es soll in
dem Seminar, das in spanischer und deutscher Sprache stattfinden wird,
also schwerpunktmäßig um die Frage gehen, wie die Lyrik dazu beiträgt,
das zu denken und zu schreiben, was die neuere Kulturforschung „das
Terrestrische“ nennt.
- Kursverantwortliche/r: Joerg Duenne