Kurseinschreibung

Ob CO2-Steuern, Versicherungsboni oder „Social Scores“: Dass menschliches Verhalten vor allem durch ökonomische „Anreize“ beeinflusst wird – und also auch bestmöglich dadurch gesteuert werden kann –, gilt heute meist als Selbstverständlichkeit. Das war nicht immer so: Lange galten Befehle und Verbote als wirksamste Mittel der ‚Dressur‘ von Menschen. Die Vorstellung von (Markt-)Wirtschaft als Regierungstechnik (und zugleich Regierungskorrektur) geht auf das 18. Jahrhundert zurück: auf die Entstehung der „politischen Ökonomie“, die seither wiederum vielfach kritisiert, verändert und erweitert worden ist.

Denn ökonomische Konzepte, Strukturen und Abläufe sind selbst Teil kultureller Prozesse und damit genuin historisch wandelbar. Sie gehen mit spezifischen Techniken und Praktiken einher, ebenso wie mit bestimmten Machteffekten und Widerständen. Das gilt erst recht für Vorstellungen davon, in welcher Weise und welchem Umfang ökonomische Bedingungen auf menschliches (Re-)Agieren einwirken.

Ziel dieses Seminars ist es, zunächst eine Einführung in das Feld kulturwissenschaftlicher Ökonomie-Betrachtung zu geben und dann genauer das Verhältnis von Ökonomie und Verhalten, in seinen verschiedenen historischen Manifestationen, in den Blick zu nehmen. Dazu werden wir ebenso „Klassiker“ der Kulturwissenschaft, wie Karl Marx, Georg Simmel, Marcel Mauss oder Michel Foucault lesen wie Autorinnen und Autoren der Gegenwart, etwa Ulrich Bröckling, Joseph Vogl oder Shoshana Zuboff.

Den Horizont des Seminars werden dabei jüngere Formen der ökonomischen Verhaltenssteuerung bilden: von sogenannten „Token Economies“ in den USA der 60er Jahre bis zu den Belohnungs-Regimen des digitalen „Selftracking“ heute.

Semester: WiSe 2020/21
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