Kurseinschreibung

Gruppe 6: „Blutig und besudelt der liebe Gott“ – Religion im Ersten Weltkrieg

Die Lehrveranstaltung vermisst das weite Feld einer „spiritual history of the First World War“ (James F. McMillan) in einer kulturgeschichtlichen tour d’horizon. Weckte anfangs ein auch religiös konnotiertes „Augusterlebnis“ (1914) manche Erwartungen auf eine spirituelle Wiedererweckung in der sich konstituierenden Kriegsgesellschaft des Kaiserreichs, so beurteilte der Kirchenhistoriker Martin Greschat den Krieg aus der Distanz von hundert Jahren (2014) als „die umfassende Katastrophe des europäischen Christentums in allen seinen Konfessionen“. „Blutig und besudelt der liebe Gott“, hieß es schon in Hugo Balls kriegskritischem „Totentanz 1916“ aus den Anfangstagen der Dada-Bewegung. Auch Papst Benedikt XV. sprach von einem „unnütze[n] Morden“. Seine im Sommer 1917 lancierte Friedensinitiative scheiterte zwar – nichtsdestotrotz bietet die Episode einen Kontext, um die (religiösen) „Kriegskulturen“ der verschiedenen Länder vergleichend untersuchen zu können. Neben Momenten der säkularen „Entzauberung“ stehen Befunde über spirituelle „Innovationen“ und eine Pluralisierung und Dynamisierung des religiösen Feldes auf lange Sicht.

Gegenstand der gemeinsamen Lektüre und Quellenarbeit im Kurs werden verschiedene Religionsgemeinschaften sein, auch kleinere wie die Herrnhuter Brüdergemeine. So möglich, stehen auch gemeinsame Archivbesuche auf dem Programm, etwa im Kirchlichen Archivzentrum am Bethaniendamm oder im Archiv im Böhmischen Dorf in Neukölln.

Semester: WiSe 2020/21
Selbsteinschreibung (Teilnehmer/in)
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