Das Recht stellt für die Literatur einen besonders ergiebigen Fundus dar: Rechtskonflikte treiben die Narration voran; mit Hilfe spannender Aufklärungsarbeit entsteht Handlungsdynamik; die Frage nach Schuld und Unschuld ermöglicht die Diskussion von Wertesystemen; Indiziensuche und Gesetzesinterpretation thematisieren in den Texten das Problem der Deutung – umso mehr, wenn ein Drama zugleich eine Gerichtsverhandlung ist, wie in Kleists Stück „Der zerbrochne Krug“. Zudem ist das literarische System nicht zuletzt durch rechtliche Regelungen konfiguriert, z.B. das Urheberrecht. Andersherum ist das Recht seinerseits voller Fiktionen, und juristische und literarische Hermeneutik lassen sich aufeinander beziehen. Diese grundlegenden Zusammenhänge werden im SE erarbeitet, u.a. mit Texten von Heinrich von Kleist, E.T.A. Hoffmann, Annette von Droste-Hülshoff, Herman Melville bis hin zu Franz Kafka.

Semester: SoSe 2024