Leerstellen/Narrative in zur Verfügung gestellter Literatur bzw. Quellen im Publikationsmodul herausarbeiten und sichtbar machen
Wir haben uns mit der Station zur kolonialen und dekolonialen Literatur beschäftigt. Diese befindet sich – etwas versteckt – in einer Ecke der Ausstellung “Leerstellen.Ausstellen”. Die Station beinhaltet sowohl Bücher über die ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika als auch Gegennarrative in Form von Romanen von vor allem tansanischen Autoren. Ein interessanter Aspekt der Darstellung ist, dass die Bücher mit kolonialem Inhalt mit einer Triggerwarnung versehen und darüber hinaus in Plastiktüten eingepackt sind. Die Intention der Kuratorinnen war, dass die eingepackten Bücher einerseits von den dekolonialen Narrativen separiert werden sollen, aber auch der toxische Inhalt gekennzeichnet werden soll. Auf diesen Inhalt ist unsere Gruppe weiter eingegangen und hat rassistische Begriffe in den Büchern herausgearbeitet. Auch problematische Formulierungen wie “gesammelt” oder “gekauft” wurden im Zuge dessen sichtbar gemacht. In einem zweiten Schritt sollen diese problematischen Stellen durch farbliche Markierungen auch für die Besuchenden der Ausstellung gekennzeichnet werden. Weiterhin gibt es für das Werk von Karl Weule ein Close Reading, bei dem Teile des Romans “N****leben in Ostafrika” genauer auf seinen rassistischen Hintergrund und kolonialen Narrative untersucht wurden. In einem weiteren Close Reading, das in Form einer Mindmap präsentiert wird, greifen wir ein kolonialrassistisches Narrativ exemplarisch heraus, ordnen dieses kritisch ein, weisen auf koloniale Kontinuitäten desselben in der deutschen “Entwicklungspolitik” hin und stellen diesem Gegennarrative bzw. das dekoloniale Wissen tansanischer Akteur*innen gegenüber, auf das gleichzeitig ein besonderer visueller Fokus gelegt wird.
Gleichzeitig hat unsere Gruppe die Werke der tansanischen Autoren analysiert und Kurzrezensionen dazu verfasst. Diese können ebenfalls in die Romane gelegt werden, um den Besucher*innen einen pointierten Überblick zu liefern, die nicht die Möglichkeit haben, das ganze Buch während ihres Besuches zu lesen. Unsere Gruppe hat ebenfalls eine Liste mit Vorschlägen für eine Erweiterung des Bücherregals sowie eine Überarbeitung des Konzepts der Tüten erarbeitet. Nicht nur hindern die Tüten den Zugang zu den Büchern, sie sind auch in der Handhabung kompliziert. Als Alternative haben wir gelbe/orangefarbene Schulbuchumschläge angeregt, da sie die Bücher trotzdem separieren, aber den Besucher*innen die Möglichkeit geben, sich selbst aktiv mit der Problematik zu beschäftigen. Außerdem haben wir eine spezielle Triggerwarnung für die Bücher verfasst, die neben einem kolonialistischen auch einen nationalsozialistischen Standpunkt vertreten und auf geschichtsrevisionistische Art an die deutschen Kolonien erinnern. Auf die Verzahnung von Kolonialismus und Nationalsozialismus haben wir besonders hingewiesen.