Sigel der ausgestellten Kommode thematisieren (Geschichte des Ortes)
Unsere Gruppe beschäftigt sich mit der im zweiten Ausstellungsraum befindlichen Kommode. Diese stammt aus dem 19. Jahrhundert und diente im Geheimen Staatsarchiv zur Aufbewahrung von Sigeln. Die Kommode gehört nicht zur Ausstellung „Leerstellen.Ausstellen”, sondern zum Ausstellungsmodul „Geschichte des Ortes“, das, im Gebäude verteilt, Objekte des ehemaligen Stadtschlosses zeigt. Damit stellt sich auch die unmittelbare Problematik der Kommode in Bezug zur Ausstellung „Leerstellen.Ausstellen“. Denn die Kommode ist formal kein Teil der Ausstellung und befand sich bereits im Raum, bevor sie entstand. Es handelt sich daher um einen Interessenkonflikt zwischen verschiedenen Bereichen des Humboldt Forums. Da die Kommode anscheinend im Raum bleiben muss, soll sie in die Ausstellung eingebettet werden. Unsere Aufgabe besteht darin, ein Konzept für diese Einbettung zu entwickeln. Ausgehend von den sechs Schubladen, in denen Sigel gelagert wurden, sehen wir die Kommode als Symbol für das europäische „Schubladendenken“ und den damit einhergehenden Herrschaftsanspruch auf nicht-europäische Gebiete, der sich unter anderem im „Sammeln“ von Kunst aus den kolonisierten Ländern äußerte und durch das Humboldt Forum reproduziert wird.
Dieses Schubladendenken stellen wir für die Besucher*innen der Ausstellung auf einer Infotafel dar. Da wir die Kommode selbst nicht bewegen dürfen, nutzen wir die Wand dahinter, um die Besucher*innen aktiv in den Diskurs mit einzubeziehen. Dort sollen sie mit folgenden Fragen konfrontiert werden: Was sind Ihre Assoziationen, wenn Sie an europäisches „Schubladendenken” denken? Wie lässt sich das Museum dekolonisieren? Wie bewerten Sie die deutsche Erinnerungskultur im Hinblick auf den Kolonialismus? Für die Antworten sollen Zettel und eine Möglichkeit zur Veröffentlichung bereitliegen. Durch das Miteinbeziehen erhoffen wir uns, dass sich weiße Besucher*innen ebenso mit Ausstellungsobjekten aus ihrem Herkunftsland beschäftigen, aber auch, dass wir viele Perspektiven sammeln.