Können Maler Revolutionäre sein? Frisst die Revolution ihre eigenen Künstler? Inwieweit muss die Kunst ihre eigenen Traditionen überwinden, um Zukunftsprojekte einleiten zu können, einen ‘neuen Menschen’ schaffen, eine ‘neue Zeit’ eröffnen? Eine Auseinandersetzung mit der Karriere und dem Untergang von Kasimir Malewitsch (1879-1935), dem aus Kyjiw stammenden polnisch-ukrainischen Maler, Begründer des Suprematismus, wird die Komplexität des künstlerischen Engagements und das historische Potenzial einer künstlerischen Geste in der Zeit gesellschaftlicher Umbrüche im beginnenden 20. Jh. aufzeigen. Anhand der Analysen einzelner Werke des Künstlers und seines Milieus werden Fragen zu systemischen Bedingungen und Herausforderungen für die Kunst und Kunsttheorie im Kontext revolutionärer Machtprojekte gestellt. Zugleich beschäftigt sich das Seminar mit der Frage der unterschiedlichen Bedeutungszuschreibung und Genealogie der Avantgarde zwischen Ost und West. Thema wird daher ebenfalls der Ursprungsmythos der westlichen Moderne sein, in dem die Gründerfigur von Malewitsch gerade zum Fallbeispiel einer kulturellen Aneignung avancierte.
- Kursverantwortliche/r: Mateusz Kapustka
- Kursverantwortliche/r: Antonija Marija Matanic